Corona und Studium

20. 5. 2023 Patrícia Ďuranová Lucia Ropeková

Viele werden sich bestimmt noch an die Zeit erinnern, als Corona uns alle fest im Griff hatten. Deshalb haben wir zwei Studentinnen gebeten, auf die Pandemie-Zeit zurückzublicken und uns mit ihren Erfahrungen bekannt zu machen. Patrícia Ďuranová und Lucia Ropeková waren so nett und haben unsere Fragen beantwortet. Die Fragen wurden von Eva Šmajdlerová gestellt.

Wie haben Sie das Online-Lernen anfangs wahrgennomen? War es für Sie logistisch schwierig (z.B. die Sichestellung einer stabilen Internetverbindung)?

Lucia: Einerseits war es für mich nicht schwierig, weil ich zu Hause eine stabile Internetverbingung und nötige Geräte (Laptop mit Mikrofon und Kamera) hatte. Andererseits, weil meine Familie in einer kleineren Wohnung wohnt und wir alle von zu Hause aus arbeiten und lernen mussten, hatte ich keinen ruhigen oder stabilen Arbeitsplatz.

Patrícia: Der Anfang war schwierig, für alle, denke ich. Die Internetverbindung war immer eine Frage. Ich wohnte in einer WG und als mehrere Personen gleichzeitig ein Seminar oder Vorlesung hatten, war es immer eine Herausforderung. Dieses Problem gab es bei allen, aus diesem Grund herrschte im Online-Unterricht ein gemeinsames Verständnis in dieser Frage.

In welchem Studienjahr waren Sie, als die Pandemie begann? Hätte sich die Pandemie ihrer Meinung nach stärker auf Ihr weiteres Studium ausgewirkt, wenn Sie im ersten Studienjahr gewesen wären?

Lucia: Ich war in meinem zweitem Studienjahr (Bachelorstudium). Und ja, ich glaube es wäre für mich viel schwieriger gewesen, wenn ich in meinem ersten Studienjahr wäre.

Patrícia: Damals war ich im zweiten Semester des Bachelor-Studiums. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Pandemie eine negative Auswirkung auf mein Studium hatte. Obwohl sich die Lehrkraft Mühe gegeben hat, war es trotzdem anders. Ich konnte meine Kommilitoninnen nicht sehen, Zusammenarbeit in Gruppen war schwierig, vielen hatten Angst vorm Sprechen. Außerdem gab es viele, die sich angesteckt haben, oder einen Freund oder Familienmitglied verloren haben. Auch aus der psychischen Seite war es eine anspruchsvolle Zeit. Das Klima in der ,Klasse, war anders. Wir kannten uns nur kurz, deshalb waren die Beziehungen nicht so stark.

Kennen sie jemanden in Ihrer Umgebung, der sein Studium wegen der Pandemie abgebrochen hat?

Lucia: Nein.

Patrícia: Ich kenne mehrere und es tut mir unglaublich Leid. Als ich mit ihnen gesprochen habe über ihre Gründe, also warum sie das Studium abgebrochen haben, haben sie mir gesagt, dass sie einfach die Motivation verloren haben. Beim Online ging es viel um Selbstlernen und Selbstdisziplin, das ist nicht für alle, würde ich sagen. Viele haben einen Home Office Job gefunden und sind bei ihm geblieben. Das kann ich nachvollziehen.

Haben Sie sich beim Online-Lernen jemals einsam gefühlt? Glauben Sie, dass es eine Herausfroderung war, alle Studentinnen aktiv in das Lernen einzubeziehen? Wenn ja, warum?

Lucia: Ich fühlte mich nie einsam. Ich habe zwei Geschwister, also es war immer lebhaft bei uns zu Hause. Ehrlich, nicht wirklich, weil ich sehr gern lerne und ich lerne eigentlich gern allein. Ab und zu habe ich aber Feedback von meinen DozentInnen vermisst und meine Motivation war nicht immer hoch.

Patrícia: Ich war zu Hause mit meiner Familie oder mit meinen Mitbewohnern, einsam habe ich mich nicht gefühlt. Es war eine riesige Herausforderung vor allem für die Lehrkräfte, denke ich. Es war eine Kunst, alle Studierende in den Lernprozess hineinzuziehen. Mit den ausgeschalteten Kameras war es tragi-komisch. Viele Leute kannte ich zum Beispiel nicht, denn man konnte sie fast nie sehen.

Haben Sie manchmal die klassischen Bibliotheken oder glauben Sie, dass digitale Bibliotheken in Zukunft eine brauchbare Alternative sein werden?

Lucia: Ich habe die klassischen Bibliotheken nicht vermisst, ich habe andere Online-Alternativen gefunden, die für mich gut funktioniert haben.

Patrícia: Für mich ist Bibliothek eine wichtige Sache, die mit meinem Studium eng verbunden ist. Dort habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben. Persönlich ist für mich die physische Anwesenheit der Bibliotheken sehr wichtig. Ich habe es während der Pandemie sehr vermisst. Natürlicherweise verstehe ich auch digitale Bibliotheken, coronabedingt haben sie mir viel geholfen. Trotzdem bin ich eher für die klassische Bibliotheken». Beide finde ich aber spannend und hilfreich beim Studium.

Denken Sie, dass das Fremdsprachenstudium durch die Pandemie stärker benachteiligt wurde als andere Fächer? Wenn ja, was sind ihrer Meinung nach die größten Nachteile?

Lucia: Ja, ich glaube, dass Fremdsprachenunterricht stärker benachteiligt wurde, weil wir sehr wenig Sprechtraining hatten. Wir hatten eher Vorlesungen und auch bei Seminaren haben wir nicht viel mitgemacht oder gesprochen.

Patrícia: Meiner Meinung nach gibt es andere Studienfächer, für die damalige Situation viel schwieriger war. Als Beispiel fallen mir die praktischen Fächer wie Ärzte, Chemie und ähnliche ein. Für die war es noch komplizierter. Natürlich wäre es besser gewesen, normalerweise face to face arbeiten zu können. Trotzdem haben wir es geschafft.

Wenn Sie Online-Lernen kurz bewerten müssten, hat es sich eher positiv oder negativ auf Sie ausgewirkt? Würden Sie es begrüßen, wenn z.B. das hybride Lernen in einigen Fächern beibehalten werden würde?

Lucia: Ich würde sagen, dass es auf mich eher negativ ausgewirkt hat. Ich glaube, ich hätte viel mehr gelernt und mitbekommen, wenn ich nicht drei Semester Online-Unterricht gehabt hätte. Ich bevorzuge Unterricht im Präsens, ich mache viel mehr mit, ich merke mir mehr von diesen Stunden und kann mich auch viel besser konzentrieren. Und es hat natürlich soziale Vorteile.

Patrícia: Eine große Danksagung geht an die Lehrkräfte, die in so kurzer Zeit alles ändern und sich an - neue Normalität - anpassen mussten. Ich bin mir sicher, dass sie alles in ihren Kräften Mögliche gemacht haben. Deshalb finde ich Online-Lernen positiv, in Verbindung mit der Pandemie, obwohl ich froh bin, dass wir uns jetzt in Brünn sehen können. Bei uns am Lehramt haben wir ein hybrides Lernen und ich finde es super. Für diejenige, die krank sind, oder einfach aus anderen persönlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein können, ist es hilfreich. Heutzutage bietet die Technik gute und stabile Möglichkeiten für das hybride Lernen. Persönlich bin ich eher für das persönliche Treffen, es stört mich aber nicht. Wenn es hilfreich sein kann, warum nicht.

Eva: Vielen Dank für Ihre Antworten.


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