Ein Semester in Wien
Im Wintersemester 2024 hatte ich dank CEEPUS die Gelegenheit, am Zentrum für Translationswissenschaft (ZTW) in Wien zu studieren. Im Mittelpunkt meines Interesses stand das Dolmetschen, da ich mich dafür interessierte und bisher keine Erfahrungen gemacht hatte. Daher habe ich meine Kurswahl so angepasst, dass ich an mehreren unterschiedlichen Dolmetschkursen teilgenommen habe, die mir nicht nur im Bereich des konsekutiven und simultanen Dolmetschens, sondern auch im Bereich des Dialog- und Kommunaldolmetschens viel Neues gebracht haben.
Im Kurs Konsekutivdolmetschen haben wir von Anfang an verschiedene Übungstechniken angewendet, zu denen unter anderem das Dolmetschen innerhalb der deutschen Sprache gehörte, also das intralinguistische Dolmetschen. Ich habe auch viel über Notizentechniken gelernt, da ich zusätzlich zu diesem Kurs auch andere Möglichkeiten genutzt habe, um mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen, wie z. B. die Masterclass Notizentechnik des Europäischen Parlaments (online). Ich kann nun genau beschreiben, worin die Strategie des konsekutiven Dolmetschens liegt, wie gute Notizen aussehen sollten und was man dafür tun muss. Ich bin mir bewusst, wo meine Schwächen liegen und wie ich daran arbeiten kann, um mich zu verbessern.
Im Kurs Simultandolmetschen haben wir mit Shadowing-Techniken begonnen, was mir eine neue Perspektive zur Verbesserung
der gesprochenen Sprache eröffnet hat.
Das Translationszentrum in Wien verfügt über besonders gut ausgestattete Räume, einschließlich Dolmetschkabinen,
was ich sehr geschätzt habe. Zum ersten Mal wurde mir eine solche Kabine vorgestellt,
und sie stand mir während des gesamten Semesters zur Verfügung. In diesem Kurs
habe ich jede Woche ein neues Thema simultan gedolmetscht und direkt
im Anschluss Feedback zu meiner Leistung erhalten. Ich habe in diesem Bereich meine Leidenschaft entdeckt, es hat mir sehr viel Freude bereitet, und ich habe dabei auch viel gelernt. Im Rahmen des Kurses konnte ich sogar in der Praxis dolmetschen, und zwar
an der Botschaft der Tschechischen Republik in Wien.


Der Kurs Dialogdolmetschen war für mich eine neue Art des Dolmetschens, bei der ich mich erstmals mit politisch orientiertem Dolmetschen beschäftigt habe. Im Rahmen dieses Kurses habe ich an vielen verschiedenen Settings teilgenommen, die nicht nur zur Vertiefung meiner Sprachkenntnisse und Dolmetschtechniken beigetragen haben, sondern mir auch viele neue Einblicke in die verschiedenen Situationen eines Dolmetschers in der Praxis ermöglichten, was sehr bereichernd war.
Nicht nur das Dolmetschen wird am ZTW unterrichtet, sondern auch das Übersetzen. In den Kursen, die sich mit dem Übersetzen befassten, wie z. B. Übersetzen Technik und Naturwissenschaften, habe ich viele Techniken kennengelernt, die mir in meiner zukünftigen Praxis von großem Nutzen sein werden. Ich habe mich mit komplexen Texten aus den Bereichen Wirtschaft, Medizin, Biologie und vielen anderen befasst. Dank dieser Kurse konnte ich meinen Wortschatz erheblich erweitern und mein Wissen über Übersetzungstechniken vertiefen.
Da bei der Übersetzung die erste Sprache, für mich also meine Muttersprache Tschechisch, nicht weniger wichtig ist als die zweite Sprache, habe ich das Angebot an Kursen mit Tschechisch am ZTW sehr geschätzt. Im Kurs Diskursanalyse und Textdesign für unterschiedliche Textfunktionen, Textsorten und Medien hatte ich die Möglichkeit, mich mit unterschiedlichsten Texten (nicht nur aus der tschechischen Umgebung) auseinanderzusetzen, sie unter verschiedenen Aspekten zu betrachten und,
wenn möglich, auch zu überarbeiten.
Zu den sehr praxisorientierten Kursen, die ich absolviert habe, gehören vor allem die Kurse Text und Kommunikation.
Im Rahmen dieser Kurse nahm ich an mehreren Workshops teil, die mir neue Perspektiven auf Themen wie Leichte Sprache in Museen, barrierefreie Kommunikation, effektives Übersetzen und Interviewtechniken eröffneten. Ich konnte bei der Vorbereitung der Projekte helfen – in meinem Fall z. B. ein Plakat gestalten (siehe Foto) – und gleichzeitig selbst vor Publikum stehen und meinen Beitrag präsentieren (Plakatausstellung zum 17. November am ZTW).
Wenn man dazu noch die vielen weiteren Angebote der Universität Wien, z. B. im Bereich Sport, nutzt, wird das Semester sehr abwechslungsreich. Für mich ist Bewegung ein Muss, deshalb habe ich an den Kursen Jazz Dance und Winteropening Snowboard des Universitätssportinstituts Wien teilgenommen und kann beide nur empfehlen.

Wien bietet eine ganze Palette an Attraktionen, die man in einem Semester kaum alle besuchen kann. Die viele Museen bieten einzigartige Erlebnisse, nicht nur durch ihre Ausstellungen, z. B. von Picasso, Monet und Rembrandt, sondern auch durch ihre beeindruckenden Räumlichkeiten, wie etwa in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Um einige der Museen zu besichtigen, habe ich
die Gelegenheit der Langen Nacht der Museen genutzt und
an einem Abend vieles davon gesehen.
Im Wintersemester erlebt man das weihnachtliche Wien,
das ein beliebtes Ziel für Tausende von Touristen ist.
Umso mehr schätzt man die beleuchteten Straßen
und Märkte, wenn sie unter der Woche nicht so überfüllt sind. Nicht nur die berühmten Weihnachtsmärkte gibt es
aber in der Winterzeit am Rathausplatz, sondern auch
den Wiener Eistraum, wo man im Herzen von Wien Eislaufen kann, und zwar sogar auf zwei Ebenen.

Insgesamt bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, mein Auslandssemester an der Universität Wien zu verbringen. Ich habe viel Neues gelernt, was mir nicht nur in meinem weiteren Studium, sondern auch in meiner beruflichen Praxis sehr helfen wird.