Fragen zum Thema „Rückblick an der Covid-19-Pandemie“
Wie haben Sie sich als Lehrkraft während der Covid-19-Pandemie gefühlt? War es für Sie technisch schwierig, sich an die neue Unterrichtsform anzupassen?
Frau Malá: Die Covid-Zeit war für mich eine ziemlich unangenehme und schwierige Zeit, weil mir der persönliche Kontakt mit den Studierenden fehlte. Zuerst war es für mich ein bisschen schwierig, mich an die Online-Form des Unterrichts anzupassen. Ich habe im 1. Covid-Semester (Sommersemester 2020) mit MSTeams angefangen, es war neu und ungewöhnlich. Im Winter- und Sommersemester (2020/2021) habe ich mich auf ZOOM umgestellt. Allmählich habe ich mich daran gewöhnt, auf diese Art und Weise die Vorlesungen zu halten und mit den Studierenden zu kommunizieren.
Frau Trombiková: Einerseits fand ich diese Zeit anstrengend, weil ich vorwiegend von zu Hause aus gearbeitet habe, was im Alltag so ausgesehen hat, dass nicht nur ich die Tage in unserer Wohnung verbracht habe, sondern natürlich auch die ganze Familie. Diese Rahmenbedingungen verlangten von uns eine gute Organisation sowie gegenseitige Toleranz. Auf der anderen Seite fand ich das Home-Office auch in manchen Aspekten sehr praktisch, weil ich eigentlich sogar viel mehr Arbeit erledigt habe (auch zwischendurch im Haushalt), als wenn ich den ganzen Tag an der Uni und immer wieder zwischen den einzelnen Unigebäuden unterwegs bin. Mich anzupassen an diese Zeit, die eine neue Arbeitsweise erforderte, fand ich persönlich nicht so schwierig, ich musste natürlich lernen, z. B. mit dem MS Teams-Programm so sinnvoll wie möglich umzugehen, damit der Online-Unterricht an der Unmöglichkeit eines Zusammenseins in der Präsenzform nicht viel leidet. Jetzt fällt mir aber doch noch eins ein! Und zwar, dass ich am Anfang nicht geglaubt habe, dass wir für eine längere Zeit nur online unterrichten würden, es hat also ein paar Wochen gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich mit den Studierenden nicht nur asynchron lernen kann, sondern auch synchron! Letztendlich finde ich gerade diese Kombination von dem synchronen und dem asynchronen Lernen als eine effektive!
Herr Osmanović: Ebenso wie der Großteil der Menschen – egal ob Lehrkraft oder nicht – fühlte ich mich zu Beginn ein wenig verloren. Die technischen Herausforderungen für diese „neue Form des Studiums“ waren bei weitem leichter zu bewältigen als die sozialen.
Hatten Sie das Gefühl, dass die Studierenden weniger Informationen aus dem Online-Unterricht mitgenommen haben und daher weniger auf die Prüfungen vorbereitet waren?
Frau Malá: Ja, ich hatte das Gefühl, dass der Online-Unterricht weniger effektiv ist und dass die Studierenden weniger Informationen mitbekommen als im Kontakt-Unterricht. Die Prüfungsergebnisse waren jedoch nicht schlechter.
Frau Trombiková: Nein. Ich persönlich habe keine markante Veränderung im Vergleich zum Präsenz-Unterricht beobachtet, aber bei dieser Frage könnten wohl veröffentlichte Statistik-Daten (gibt es sie?) mehr erleuchten. Ich persönlich habe zu der Zeit motivierte Studierende unterrichtet, in dem Sinne fand ich auch ihre Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen oder andere Abschlussaufgaben (wir arbeiten viel mit Portfolios usw.) richtig gut. Wenigsten dieser Eindruck ist in mir bis heute geblieben.
Herr Osmanović: Nein, das denke ich nicht. Aber ich bin mir sehr sicher, dass die Informationsaufnahme auch für die Studierenden ungewohnt war – und vor allem kräftezehrend.
Die Vorbereitung auf Prüfungen ist wohl mit oder ohne Pandemie immer eine sehr individuelle Sache. Doch die alltäglichen Einschränkungen und die allgemeine Ungewissheit und Unruhe in der Gesellschaft haben sicher nicht zu einem gelingenden Lernklima beigetragen.Gibt es einige Gewohnheiten aus dem Online-Unterrichten, die Sie immer noch in Ihrem Unterricht anwenden?
Frau Malá: Man kann Online-Konsultationen und Online-Konferenzen durchführen, das sind positive Beiträge der Covid-Krise.
Frau Trombiková: Ich arbeite in meinen Kursen weiterhin mit dem Google Classroom, den ich als eine Erweiterung, bzw. Eröffnung des Präsenz-Unterrichts auch in die Zeit „danach“ verstehe und der mir als Lehrkraft eine noch intensivere Zusammenarbeit mit den Studierenden ermöglicht. In einigen Kursen arbeiten wir mit den Studierenden aus pragmatischen Gründen auch noch online, was uns ermöglicht, auch diejenigen Studierenden einzubeziehen, die momentan nicht vor Ort sind. Es handelt sich entweder um Studierende, die gerade im Rahmen von Erasmus+ im Ausland sind oder um Lehramt-Fernstudierende, die in anderen Städten in Tschechien leben. Ab und zu nutzen wir auch die hybride Unterrichtsform, wenn jemand von uns krank ist und zu Hause bleiben muss, jedoch weiterhin in der Lage ist, am Unterricht teilzunehmen. In diesem Sinne kann man von der Erfahrung aus der Covid-Zeit viel schöpfen.
Herr Osmanović: Eigentlich habe ich für alle Formen des Unterrichts – digital, hybrid oder vor Ort – nur eine Gewohnheit: Ich versuche den Lernstoff verständlich aufzubereiten und zu vermitteln.
Denken Sie, dass die Pandemie zu einer stärkeren Digitalisierung an der Universität beigetragen hat? Haben Sie das Gefühl, dass die Online-Unterricht Ihre Arbeit in gewisser Weise erleichtert hat oder eher das Gegenteil?
Frau Malá: Die Pandemie hat eindeutig zur stärkeren Digitalisierung an der Uni beigetragen, man kann heute online konsultieren, wenn die Studierenden wegen Entfernung oder Krankheit nicht persönlich kommen können, man kann Beratungen, Fachrat-Sitzungen und Konferenzen online organisieren. Der unmittelbare Kontakt-Unterricht und die Möglichkeit, mit den Studierenden face-to-face zu diskutieren, sind jedoch durch Online nicht zu ersetzen.
Frau Trombiková: Ja, ich glaube, dass wir viel offener gegenüber der online Unterrichtsform sowie weiterer online Kommunikation geworden sind, auch wenn es nach wie vor für manche noch schwierig sein könnte, alle Möglichkeiten von MS Teams und/oder weiteren Plattformen richtig und sinnvoll zu nutzen. Mir persönlich ist klar geworden, dass beim Online-Unterricht jedes Wort zählt, das die ganze Arbeit mit den Studierenden vor allem aus einer sehr intensiven Konzentration besteht (bzw. bestehen muss). Manchmal ist es uns gelungen, auch weitere – im Präsenzunterricht oft genutzte und so tolle – Unterrichtsmöglichkeiten (wie z. B. die Arbeit mit dem Raum oder die Integrierung von Bewegung in den v. a. Sprachunterricht) in die online Sitzungen zu integrieren, um eben auch eine Art Entlastung bei der sonst so starken Konzentration vor dem Bildschirm zu ermöglichen. So haben wir z. B. im Rahmen von Sprachübungen auch mal Sport vor dem Bildschirm getrieben! J In gewisser Weise fand ich die online Unterrichtsform sogar einfacher als die Präsenz-Unterrichtsform. Auf der anderen Seite hat sie eine andere Vorbereitung erfordert, denn alles, was wir im Unterricht gemacht haben, musste digital zur Verfügung gestellt werden, alle Unterlagen mussten eingescannt werden (bis heute können sie allerdings in dieser Form genutzt werden, was ich natürlich zu den Vorteilen zähle!) und eines Tages habe ich gemerkt, dass ich zu Hause unbedingt einen Drucker brauche! J
Herr Osmanović: Für viele Kolleg:innen wurde die Arbeit eindeutig komplizierter. Der Grund? Es sind während der Pandemie diverse digitale Infrastrukturen für den universitären Unterricht hinzugekommen – man denke nur an MS Teams, Zoom oder Google Classroom. Gleichzeitig sind die beiden lange existierenden System IS und ELF weiterhin in Gebrauch.
Früher wurde der Unterricht vor allem über die universitätseigenen Programme IS und ELF administriert und organisiert. Nun gibt es einen Flickenteppich an verschiedenen Programmen und Apps. Für den Alltag vieler Kolleg:innen und Studierender bedeutet das, dass Dateien und Lerninformationen in allen möglichen Ordnerstrukturen und Systemen abgelegt werden können, müssen oder sollen – das aber von Seminar zu Seminar anders ausgestaltet sein kann. Es kommt also zu einer gesteigerten Bürokratisierung auf beiden Seiten und damit auch zu einem stetigen Verlust des eigentlichen Kerns eines gelingenden Unterrichts: Freude, Neugierde und Zeit zum gemeinsamen Nachdenken.
Ganz herzlichen Dank für Ihre Antworten. Gefragt haben: Katarína Jakubcová, Eva Šmajdlerová, Adéla Jamborová.