„Rückblick: Covid-19-Pandemie aus der Sicht der Studierenden“

10. 6. 2023 Adéla Jamborová

Wie haben Sie sich als Student an den Distanzunterricht adaptiert und was sind Ihrer Meinung nach die Vor- und Nachteile dieser Form des Online-Unterrichts?

  • Die Adaption war für mich nicht einfach, weil ich nicht sehr technisch orientiert bin. Es dauerte mir vierzehn Tage, um zu lernen, wie ich mit den einzelnen Programmen/Applikationen arbeiten kann. Den Zugang zu Vorlesungsaufnahmen halte ich als den größten Vorteil. Ich konnte die Vorlesungen wiederholt anschauen und das finde ich toll. Es war auch manchmal schwieriger, sich ohne die direkte Kontrolle und Struktur einer „traditionellen“ Studienumgebung zu konzentrieren und diszipliniert zu bleiben.                                                                                                                                 
  • Ich habe mich, meiner Meinung nach, gut an das Distanzstudium adaptiert. Einer der Vorteile dieser Form der Ausbildung ist die Flexibilität. Ich kann meinen Lehrplan und meinen Zeitplan meinen Interessen und Verpflichtungen anpassen. Ich muss nicht zu den Vorträgen pendeln und kann in meiner eigenen Umgebung studieren, was mir Komfort und Ruhe bringt. Es gibt aber auch einig Nachteile. Der fehlende physische Kontakt zu Mitschülern und Lehrern führte bei mir zu geringerer Motivation und einem Gefühl der Isolation

Welche Fähigkeiten oder Erfahrungen haben Sie durch diese Situation gewonnen?

  • Dank des Distanzunterrichts hat sich meine Arbeit mit digitalen Technologien deutlich verbessert. Es gab keine andere Möglichkeit zu lernen, also musste ich mich so gut wie möglich anpassen. Ich denke, dass ich aufgrund dieser Situation schneller gelernt habe mit IS zu arbeiten, als zum Beispiel die Studenten, die eine „normale Ausbildung“ absolvieren.                                                                                                                           
  • Das Online-Studium hat mich vor allem Disziplin und Selbstständigkeit gelehrt. Weil ich keinen direkten Kontakt zu meinen Mitschülern hatte, musste ich mich um Dinge wie Hausaufgaben und organisatorische Fragen völlig selbstständig kümmern.

Welchen Einfluss hat das Studium in der Pandemie auf Ihre persönlichen Beziehungen und sozialen Interaktionen mit Ihren Studienkollegen gehabt?

  • Weil mich die Pandemie in meinem ersten Studienjahr erwischte, war es sehr schwierig, einen Studienpartner zu finden. Das hat mich später darin bestärkt, dass es hundertmal einfacher ist in der Realität Kontakte zu knüpfen als in der Online-Welt. Zum Glück habe ich einen guten Freund gefunden, mit dem wir noch heute sprechen.                                                                                                                                                                                               
  • Als ich nach einem Jahr Online-Unterricht zur Schule kam, hatte ich das Gefühl, niemanden zu kennen. Erst im 3. Semester habe ich die Beziehungen aufgebaut. Ich finde es schade, dass ich nicht mehr Zeit hatte, alle meine Mitschüler gut kennenzulernen.

Wie sind Sie mit dem Gefühl der Isolation und dem Mangel an sozialer Interaktion während des Studiums in der Pandemie umgegangen?

  • Das war sehr schwer für mich, weil ich ein sehr sozialer Mensch bin. Ehrlich gesagt – Sport hat mir geholfen diese Situation zu überwinden. Ich habe versucht gut zu essen und lange Spaziergänge zu machen. Das hat mir wirklich für meine mentale Gesundheit geholfen. Es gilt, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist ist.
  • Die Wintersemester waren für mich besonders schwierig. Sie waren endlos. Es half mir, online mit meinen Freunden aus der Mittelschule in Kontakt zu bleiben. Außerdem habe ich meiner Familie oft meine Gefühle erzählt, was mir mental sehr geholfen hat.

Wie bewerten Sie Ihre Effektivität im Vergleich zum Präsenzunterricht?

  • Ich muss sagen, dass ich während der Online-Studienzeit überraschenderweise viel effektiver war. Der Grund dafür war vor allem, meiner Meinung nach, dass die Materialien immer sofort und in Online-Form zu finden waren. Außerdem habe ich keine Zeit mit der Reise zur Universität verloren. Ich konnte mir also mehr Zeit für mich selbst nehmen. Zum Beispiel Sport treiben – das führte dazu, dass ich dann beim Lernen neuer Informationen produktiver war.                                                                                   
  • Weil ich keine direkte Kontrolle durch den Lehrer und keinen Kontakt zu meinen Mitschülern hatte, habe ich viel prokrastiniert. Ich habe das Gefühl, dass die normale Form des Lernens mich einfach mehr motiviert. Auf der anderen Seite hat mir das Online-Studium Disziplin beigebracht. Weil ich niemanden hatte, mit dem ich meine Aufgaben besprechen konnte, habe ich auch Unabhängigkeit gewonnen. Ich mußte – es gab leider keine andere Möglichkeit.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Antworten. Die Fragen wurden von Adéla Jamborová gestellt.

 

 

 

 


All articles

More info